Delphinrüstung

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Rüstung des Henri II. Dauphin von Frankreich

Die Delphinrüstung oder Rüstung des Henri, Dauphin von Frankreich, dem späteren König Henri II. (* 31. März 1519 in Saint-Germain-en-Laye; † 10. Juli 1559 im Hôtel des Tournelles in Paris), ist eine französische Rüstung im Bestand des Musée de l’Armée in Paris, die um 1540 in Mailand gefertigt wurde. Der Auftrag für die Rüstung des Thronfolgers ging an die berühmte Plattnerfamilie Negroli, die für ihre extrem sorgfältige und prunkvolle Arbeiten bekannt war. Die Brüder Filippo (* 1510; † 1579) and Francesco Negroli (* 1522; † 1600) führten die Arbeiten aus.

Beschreibung[Bearbeiten]

Die Delphinrüstung ist eine kampffähige, typische "Halbe Rüstung" aus der Zeit ihrer Herstellung. Ursprünglich war die Rüstung wohl als "Kleine Garnitur" entworfen, so das die Rüstung zum berittenen Einsatz im Kampf und in den verschiedenen Turnierarten, als auch als Fußkampfharnisch Verwendung finden konnte. Verschiedene Befestigungsmöglichkeiten für Verstärkungsplatten am Brustpanzer, den Schultern und den Tassetten weisen darauf hin. Diese Wechselteile sind wahrscheinlich nicht mehr erhalten.

 
Wappen der Dauphins von Frankreich

Sie besteht aus einem Brust- und Rückenpanzer an dem der Ringkragen fest angearbeitet ist. Die Schultern sind an den Seiten siebenfach geschoben und die linke Schulter ist so gestaltet das sie durch Wechselteile für Turniere umgestaltet werden kann. Das Armzeug ist zur Innenseite hin offen. Die langen Tassetten sind mit den Beinschienen verbunden und können in sieben Einzelstücke getrennt werden, um die Länge der benötigten Verwendung anzupassen. Die Beine wurden ursprünglich mit Kettenpanzern geschützt, die mit Zehenkappen ausgestattet waren, die heute nicht mehr existieren. Die Helmkalotte ist aus einem Stück gearbeitet und mit anhängbaren Wangenklappen und einem angesetzten Augenschirm ausgestattet sowie mit einem hohen, leicht nach hinten geneigten Helmkamm. Am vorderen Helmrand oberhalb der Augen sind Löcher angebracht die darauf hindeuten das zur Entstehungszeit der Rüstung noch ein anderer Gesichtsschutz vorgesehen war und diese Löcher zur Befestigung dieses am Helm dienten.

Der Bart besteht aus einer Kinnplatte und zwei beweglichen, verschiebbaren Platten die das Gesicht schützen. Eine dritte Platte ist angebracht die mit den Augenschlitzen und den Luftgeben ausgestattet ist, was sehr ungewöhnlich für einen Bart ist, da diese eigentlich die Augen frei lassen. Die Luftgeben sind rechts- und linksseitig des Helmes angebracht und in Form einer Rosette gestaltet. Der Bart ist mit Bolzen ausgestattet, die zum Anstecken an den Helm gedacht sind. An der Kinnplatte ist ein Ledergürtel befestigt, der an der Rückseite des Helmes geschlossen wird um den Bart zu fixieren. Die Brustplatte ist flach, ohne einen Grat gearbeitet. Auf der Innenseite sind U-förmige Federn nahe der Schulterpartie angebracht, die für eine bessere Bewegung der Schulterpanzer zusammen mit der Armbewegung und der Arretierung am Brustpanzer dienen. Der Rückenpanzer überlappt den Brustpanzer an den Schultern und ist im Schulterbereich und dem Gesäßbereich der Körperform entsprechend sorgfältig ausgearbeitet. Zum Verschluss sind an den Seiten Scharniere angebracht, die Brust- und Rückenpanzer mit der Hilfe von fest angebrachten Führungsstiften verriegeln. Zur weiteren Sicherung des Verschlusses dient ein Gürtel aus Metallelementen mit dem die Panzer in Höhe der Taille gesichert werden. Eine Niete im Brustpanzer sorgt dafür das der Gürtel nicht nach oben verrutschen kann. Auffällig ist das der Rückenpanzer im oberen Bereich leicht nach vorn gebogen ist, was wohl einer leichten Rundschultrigkeit des Trägers entspricht und die Rüstung bei der Herstellung darauf ausgerichtet wurde.

Die gesamte Rüstung ist geschwärzt und mit silbernen Einlagen in Tausiaarbeit ausgestattet. Die wichtigste und namensgebende Dekoration sind zwei, von Blattranken umgebene Delphine, die sich gegenseitig in die Augen schauen. Sie sind auf jeder Seite des Kammes sowie auf dem Augenschirm angebracht. Die Wahl der Delpine stammt vom Wappen der Dauphins ("Delphine") von Frankreich, der jeweiligen Thronfolger ("Delphinat").

Auf der Mitte des Augenschirmes, zwischen den Delphinen ist eine runde, heute leere Fläche zu sehen, die wohl früher mit einem eingelegten Medaillon versehen war. Bei dem Medaillon handelte es sich wohl um eine Darstellung des Sankt Michaels-Orden, so jedenfalls nach der Meinung Buttins[1].

Die übrigen Dekorationen zeigen Blätter, Blattranken, Kartuschen, Medaillons, Früchte, Waffentrophäen, Schriftrollen, Linien, Blüten von Hyazinthen und Tülpen, sowie geometrische Figuren. In komplizierten Mustern die an mehreren Stellen auf der Rüstung angebracht sind, wurden Initialen verborgen. Das komplizierte Monogramm enthält Buchstaben die ineinander verschlungen sind. Dies sind ein "H" für Henri, ein "C" für Caterina de’ Medici Henris Frau. Das "H" und "C" formen ein "D", das für Diana von Poitiers, Henris bevorzugte Mätresse stand.

Die abgebildeten Waffentrophäen bestehen aus Bogen und Köcher, ebenfalls eventuell ein weiterer Hinweis auf Diana, seine Favoritin, da diese Waffen ein Hinweis auf die Göttin der Jagd, Diana sind. An mehreren Stellen ist ein rundes Symbol mit drei ineinander verschlungenen Halbmonden angebracht. Diese Stellen den Halbmond, das Wappenzeichen des Haus Valois dar, während der Farbcontrast schwarz-Silber die Wappenfarben Henri of Orleans darstellt. Da in den Dekorationen keine Darstellung einer Krone zu findesn ist, gilt es als sicher das die Rüstung in den Jahren 1536 als er als zweiter Sohn Francois I. als Erbe bestimmt wurde, bis 1547 dem Jahr als er den Thron bestieg. Währe die Rüstung bereits erstellt worden als er Kronprinz oder selbst der Herrscher war, wäre höchstwahrscheinlich auch eine Krone in der Dekoration enthalten gewesen. Der Helm ist ein typischer Burgonet, der mit einem fürfallendem Bart ausgestattet ist. Oberhalb des Augenschirmes ist ein Lorbeerkranz durch Treiben ausgearbeitet und anschließend vergoldet.

Die Rüstung hat eine Höhe von 179 cm, ist 78 cm breit und ein Gewicht von 19,7 kg[2][3].

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Charles Buttin, L'Armure de Henri II dauphin, Verlag J. Florange, 1929, Seite 98-109
  2. Die Rüstung auf der Website des Musèe de L´Armee in Paris, (engl., eingesehen am 27. Oktober 2013)
  3. Stuart W. Pyhrr, Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries, Illustriert von Filippo Negroli, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1998, Seite 171-176, Abschnitt 31, ISBN 978-0-87099-872-0

Weblinks[Bearbeiten]