Die Farnese-Rüstung

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Allesandro Farnese, die Rüstung tragend

Die Farnese-Rüstung ist eine italienische "Kleine Garnitur" , die von dem Mailänder Plattner und Goldschmied Lucio Piccinino für Alessandro Farnese, Herzog von Parma und Piacenza um die Jahre 1578 bis 1579 in Mailand gefertigt wurde. Farnese war ein berühmter General, Heerführer und Diplomat, der unter anderem in der Seeschlacht von Lepanto kämpfte, sowie den Schlachten des achzigjahrigen Krieges, in den Schlachten um Gemblours, Oostende und Sluis. Er eroberte unter anderem Tournai, Maastricht, Breda, Brügge, Gent, Antwerpen, Mechelen, Brüssel, Geldern, Groningen und Sluis.

Farnese bestellte diese Rüstung als Geschenk für deinen Onkel Ferdinand II. von Tirol

Beschreibung[Bearbeiten]

Historisches Foto der Farnese-Rüstung

Die Die Farnese-Rüstung besteht aus einer Rüstung mit mehreren Wechselteilen. Sie besteht aus einem geschlossenen Visierhelm, einem Brust- und Rückenpanzer, komplettem Armzeug mit Panzerhandschuhen, einer Wechselschulter für die linke Seite ohne Brechrand, Tassetten sowie dem Beinzeug mit Zehenkappen und Kettenpanzerung. Fur das Ross ist eine Rossstirn, eine Sattelplatte für vorn und eine für den hinteren Sattel, Zaumzeug, Steigbügel sowie ein lederner Auflieger vorhanden. An Wechselteilen stehen ein zweiter Helm in Form einer geschlossenen Sturmhaube, ein rundes- und ein ovales Prunkschild und ein Prunkstreitkolben zur Wahl.

Dekoration[Bearbeiten]

Helm der Farnese-Rüstung

Die Dekorationen sind außergwöhnlich fein ausgeführt. Jeder freie Platz ist ganz in Piccininos Art mit Garvuren und Treibarbeiten verziert. Es erscheint als wenn Picinino eine Art Angst davor gehabt hätte, das ein freier Raum auf der Rüstung verbleibt. Der gesamte Panzer ist mit Dekorationen im ganzen versehen, die ein Grundmotiv bilden. Diese Darstellungen bestehen aus Masken, Früchten und Früchtkörben, Blüten, Girlanden, Putten, Figuren von Bogenschützen, Menschen mit Fischleibern und Figuren deren unterer Körper in den Schalen von Ammoniten stecken, Männer in Rüstung und mit Kommandostäben in der Hand, Sphingen, Greifen, Schlangen, Fischen, kleinen Kartuschen mit Figurinen, geflochtene- und einteilige Bänder.

  • Der Visierhelm

Der Helm enthält drei Hauptmotive. Er ist mit einer Figur auf dem Helmkamm ausgestattet, die in der Gestalt einer gefügelten Harpie mit langem Schwanz und gefiedertem Körper gestaltet ist. Das zweite Hauptmotiv ist in der Mitte des Visiers angebracht. Es handelt sich um eine Kartusche in der ein Mann mit reich geschmückter Rüstung steht, der mit Schld und Stab bewaffnet ist. Die Kartusche wird von Säulen in menschenform an den Seiten und der Darstellung eines Löwenkopfes an der Oberseite begrenzt. Das Hauptmotiv auf der Helmkalotte ist die große Darstellung eines bärtigen Satyrenkopfes, der mittig, vorn auf dem Helm über der Stirn sitzt.

  • Der Brust- und Rückenpanzer

Das Hauptmotiv des Brustpanzers ist wiederum von einer Kartusche umgeben, die von Säulen und einem oberhalb gelegenem Torbogen begrenzt wird. Die Figur darin ist eine Darstellung des David der das Schwert Goliats in der rechten, seine Steinschleuder in der linken hält. Das Vorbild für diese Figur ist zweifellos der David von Florenz, der von Michelangelo gefertigt wurde.

Das Hauptmotiv des Rückenpanzers besteht aus einem gehörnten Satyrenkopf der nur wenig unterhalb des Rüstungskragens sitzt. Darunter befindet sich wiederum eine Kartusche die von Abbildungen zweier Frauen mit Schlangenunterleib begrenzt ist. Innerhalb ist ein Mann oder eine Gottheit abgebildet die auf einem Adler reitet und eine Art Waffe oder Blitz in der Hand hält.

  • Die Schulterpanzer

Die Schulterpanzer tragen als Hauptmotiv auf der Vorderseite, der Außenseite sowie der Rückseite je einen großen Satyrenkopf, die von den Grundmotiven umrandet sind. Der Wechselpanzer mit dem hohen Brechrand trägt als Hauptmotiv einen großen Eulenkof, der von vier Einzeldarstellungen umrundet ist. Diese bestehen aus der Darstellung eines Drachen unten links, einer Figurendarstellung mit zwei Blüten rechts und links daneben, oben links, einer Kriegerfigur in Rüstung mit Schild und Waffe innerhalb einer Kartusche unten rechts, sowie einer männlichen Figur mit erhobenen Armen rechts oben. In der Umgebung des Haüptmotives befinden sich weitere fünf Kartuschen mit figürlichen Darstellungen.

  • Die Armkacheln

Auf den Armkacheln stellen Waffentrophäen das Hauptmotiv dar und auf den Ellbogenpanzern sind große Löwenköpfe ausgearbeitet.

  • Die Tassetten

Die Tassetten sind auf jedem Geschübeteil mit unterschiedlichen Dekorationen aus den Grundmustern versehen.

  • Die Sturmhaube

Auf der Sturmhaube sind mehrere große Motive zu finden. Die rechte Seite zeigt drei Figuren im Kampf miteinander, die linke reitet auf einer Art Vogel oder zweibeiniger Echse. Oben auf den Seiten des Kammes sind zwei miteinander verbundene Zierbänder sowie weibliche Figuren angebracht über denen als Abschluss des Kammes Lorberranken oder andere Blattranken von der Helmvorder- zur Rückseite verlaufen. Auf dem Augenschirm ist eine Abbildung eines großen Eulenkopfes gearbeitet, der Rand an dem Augenschirm und Kalotte sich verbinden ist in der Form von vierzehn nebeneinanderliegenden Pfauenfedern getrieben. Auf den Wangenklappen sind sitzende Frauen mit Fischunterkörper dargestellt, die in der Hand einen Lorberkranz halten.

  • Der ovale Schild

Der ovale Schild ist mit den selben Grunddekorationen wie die übrige Rüstung ausgestattet. Hinzu kommen Figuren von Männern mit erhobenen Armen, die in kreuzform auf dem Schildrand und -körper angebracht sind. Dazwischen sind vier ovale, liegende Kartuschen mit verschiedenen Darstellungen von Frauen- und Männerfiguren liegend dargestellt. Zwischen den kreuzförmig angeordneten Figuren sind gehörnte Satyrenköpfe zu sehen. Das Zentralmotiv bildet wieder eine große, runde Kartusche, die im Inneren eine Figurengruppe von sieben Figuren, davon zwei verdeckt im Hintergrund stehen zeigt. Im Bildhintergrund ist eine Stadt erkennbar. Ein kniender Krieger bietet einem Mann in stark verzierter Rüstung eine Schale dar, während der Mann ganz rechts eine Art Vase auf dem Arm trägt. Die Kartusche ist von einer Vielzahl von Darstellungen umgeben, unteranderem von Vögeln, dem Kopf eines Schafes, Satyrenköpfen und anderer. Den Außenrand des Schildes zieren goldene Nieten sowie ein umgebörtelter Zierrand. Wahrscheinlich stellt die Abbildung die Schlüsselübergabe einer Stadt dar[1].

  • Der runde Schild

Der runde Schild ist mit den Grunddekorationen versehen und zusätzlich am Rand mit Medaillons in denen Portraits von Männerbüsten dargestellt sind. Dazwischen sind Pflanzenranken, Masken und Trophäendarstellungen ausgearbeitet. Das zentrale Motiv bildet die Darstellung eines Kampfes, bei dem ein mit einem Schwert in der Machart eines Scimitar bewaffneter Reiter sowie zwei Krieger, bewaffnet mit Spitzhacken, über eine Steinbrücke, die einen Fluss überspannt angreifen. Auf der Gegenseite stellen sich ihnen ein Bogenschütze, ein Krieger mit Schild und ein mit einer Lanze bewaffneter Krieger entgegen. Im Wasser und auf dem Boden sind Rüstungsteile und verletzte zu sehen. Im Bildhintergrund sind eine befestigte Stadt, eine Berglandschaft sowie ein Zeltlager und Zelte orientalischer Machart zu sehen. Der Reiter trägt deutlich erkennbar eine Rüstung die der hoher römischer Offiziere gleichkommt.

  • Die Rossstirn und die Sattelpanzer

Die Rossstirn und die Sattelpanzer sind mit den gleichen Grundelementen wie die übrige Rüstung verziert. Das Hauptmotiv der Rossstirn bildet ein großer gehörnter Satyrenkopf, der mittig auf der Panzerung sitzt. Daraus hervor ragt ein Metalldorn, der in Form des Horns eines Einhorns geformt ist. Um den Dorn herum ist ein Blattornament gearbeitet. Direkt darüber ist eine gravierte Metallhülse angebracht, die der Aufnahme eines Helmbuschs dient. Von dem Bereich der über den Nüstern liegt bis zum Horn ist ein Dekor in der Art einer Gliederkette gearbeitet. Desweiteren sind noch mehrere Figuren in der Form von Frauen mit Fischunterleibern sowie kniende Figuren, Masken, Blüten und andere Elemente vorhanden. Die Ohrpanzer sind jeweils mit einer Maske, einem Bandornament sowie einer Frucht- und Blattdolde und goldenen Nieten versehen.

Der hintere Sattelpanzer trägt ebenfalls die Grundelemente des Dekors. Ergänzend dazu kommen auf jeder Seite drei ganzkörperlich Dargestellte Satyre, die so Dargestellt sind als wenn sie zur Mitte hin gehen. Alle drei tragen eine Art Girlande. Das Hauptmotiv bildet eine Kartusche, die auf beiden Seiten von geflügelten Frauen begrenzt ist. Darunter steht eine Maske und am oberen Ende begrenzt ein großer Widderkopf und nebenstehend auf jeder Seite ein Löwenkopf eingerollt in ein bandförmiges Element die Kartusche. Im inneren ist eine männliche Figur abgebildet die gegen einen Löwen kämpft, wobei es sich hier wohl um eine Darstellung des Kampfes Herakles gegen den Kerberos handelt.

Der vordere Sattelpanzer ist fast gleich gearbeitet wie der hintere Panzer. Die Saryren sind in der gleichen Aufstellung ethalten, eine Abweichung ist aber das Hauptmotiv das größer gearbeitet ist wie am hinteren Panzer. Das Hauptmotiv ist wieder in einer Kartusche angebracht und wird an den Seiten von Frauenfiguren begrenzt, die hier aber mit Schlangenunterkörpern abgeildet sind. Am unteren Ende ist ein großes, bärtiges und mit spitzen Ohren versehenes Satyrengesicht ausgearbeitetm am oberen Ende ist ein kleineres Satyrengesicht vorhanden, das von zwei nackten Männern umrahmt ist, wobei sich die Männerabbildungen ihre Arme reichen. Im Inneren der Kartusche ist die Abbildung mit einem Mann versehen, der eine Figur ähnlich einem Kentaur in den Armen hält und mit einem Löwenfell bekleidet ist, wahrscheinlich wieder eine Darstellung aus der Herkulessage. Möglicherweise eine Abbildung des Herakles beim Einfangen der kerynitischen Hirschkuh[2], [3].

Der Streitkolben[Bearbeiten]

Der Streitkolben ist im ganzen reich mit einem feinen Rankenmuster verziert. Der Schlagkopf ist mit sechs Schlagblättern versehen, die alle ähnlich in der Form eines Gesichtes, manche bärtig, andere bartlos gearbeitet sind, wahrscheinlich in der Form von Satyrenköpfen. Aus dem Mund der Gesichter ragt ein kurzer, dreiseitiger, kantiger und spitzer Dorn heraus, der als Schlagdorn zum durchdringen der Rüstung diente. Teile der Gesichter sind vergoldet und leicht versilbert. Am oberen Ende ist eine Spitze in Form einer Blüte gestaltet, die als Stichspitze diente. Auch diese ist zum Teil vergoldet.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Alois Primisser, Die Kaiserlich-Königliche Ambraser-Sammlung, Verlag Im Verlage des Verfassers und in Commission bei J.G. Heubner, 1819, Seite 50
  2. Website des Kunsthistorischen Museum Wien, (deut., eingesehen am 20.November 2013)
  3. Website des Kunsthistorischen Museum Wien, (deut., eingesehen am 20.November 2013)

Literatur[Bearbeiten]

  • David Klemm, Hamburger Kunsthalle. Kupferstichkabinett: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, ISBN 978-3-412-20261-3, S. 135.
  • Roberto Capucci, Christian Beaufort-Spontin, Kunsthistorisches Museum Wien: Roben wie Rüstungen. Das Bundesministerium, 1990, ISBN 978-3-900926-07-6, S. 244, 246.
  • Christian Beaufort-Spontin: The Armour of Alessandro Farnese. FMR spa, 1995.

Weblinks[Bearbeiten]

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