Küriss des Pfalzgrafen Philipp von Pfalz-Neuburg

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Philipp von Pfalz-Neuburg, Gemälde von Barthel Beham (* um 1502 in Nürnberg; † 1540 in Bologna, Italien)

Der Küriss des Pfalzgrafen Philipp von Pfalz-Neuburg ist eine ganze Rüstung, die für den Einsatz vom Pferde aus konstruiert wurde. Philipp von Pfalz-Neuburg (* 12. November 1503 in Heidelberg; † 4. Juli 1548 ebenda) war der Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht von Pfalz-Neuburg (auch Ruprecht der Tugendhafte; * 14. Mai 1481 in Heidelberg; † 20. August 1504 in Landshut) und der Bruder von Pfalzgraf Ottheinrich von der Pfalz (* 10. April 1502 in Amberg; † 12. Februar 1559 in Heidelberg). Philipp war maßgeblich an der Verteidigung Wiens im Jahre 1529 beteiligt, als Sultan Süleyman I., auch genannt "der Prächtige", später auch „der Gesetzgebende“ (* 6. November 1494, 27. April 1495 oder Mai 1496 in Trabzon; † 7. September 1566 vor Szigetvár) kurz davor war die Stadt zu stürmen. Mit dem von Philipp geführten Angriff bei dem er der Hauptstreitmacht der Reichstruppen vorausritt und damit die Verteidiger Wiens massiv verstärkte. Durch sein Eingreifen bekam er im damaligen Römischen Reich Deutscher Nation den Ruf des Retters von Wien und erhielt den Beinamen "Bellicosus", "der Streitbare". Eine Hohe Ehre wurde ihm durch eine Anerkennung Kaiser Karl V. (* 24. Februar 1500 in Gent; † 21. September 1558 im Kloster San Jerónimo de Yuste, Extremadura) zuteil, der ihm den "Orden vom Goldenen Vlies" verlieh. Später nahm Erzherzog Ferdinand II. (* 14. Juni 1529 in Linz; † 24. Jänner 1595) seine Rüstung in die sogenannte "Heldenrüstkammer" auf, in der Ferdinand Rüstungen verdienter Ritter ausstellte.

Die Ausführung der Arbeit übernahm der Nürnberger Meisterplattner Wilhelm von Worms d.Ä. (aktiv ab 1497, †1537). Er war ein Meister in der Fertigung dieser sogenannten "Maximilians- oder Riefelharnische", womit man Rüstungen bezeichnet die etwa vierzig Jahre lang (1500-1540) gefertigt wurden und deren Entwurf möglicherweise auf eine Idee Kaiser Maximilians zurückgeht.

Beschreibung[Bearbeiten]

 
Wappen der Brüder Philipp und Ottheinrich von der Pfalz-Neuburg

Die Rüstung ist vom Typ ein sogenannter "Riefelharnisch" oder auch ein sogenannter Maximiliansharnisch für den berittenen Einsatz. Die Rüstung besteht aus einem geschlossenen Visierhelm, Brust- und Rückenpanzer, ganzen Armzeugen, Panzerhandschuhen, Beinzeugen und Eisenschuhen.

Der Helm ist auf seiner gesamten Oberfläche geriffelt gearbeitet und mit einem einteiligen sogenannten "Blasebalgvisier" versehen, das den Falten im Leder eines Blasebalges stark ähnelt, sowie mit einem niedrigen Helmkamm. Der Brustpanzer ist ebenfalls komplett geriffelt und als Kugelbrust gearbeitet, das heißt, das die Bauchgegend rundlich nach vorn ausgetrieben ist. Der Rückenpanzer ist ebenfalls geriffelt und in üblicher, flacher Form gearbeitet. Am unteren Ende sind zwei Bauchreifen befestigt.

Die Schulterpanzer (Achseln) sind asymetrisch gestaltet, wobei der linke Schulterpanzer mit einem höheren und größeren Brechrand ausgestattet, und die Vorderseite der Panzer ("Vorderpflüge") ebenfalls am linken Panzer größer ist. Der linke Schulterpanzer war kleiner um besseren Platz für die Lanze in angelegtem Zustand zu bieten. Ober und Unterarmröhren sind durch den Ellbogenpanzer (Ellbogenkacheln) beweglich miteinander verbunden. Die Ellbogenkacheln sind verhältnismäßig groß gearbeitet. Alle Teile des Armzeuges einschließlich der Panzerhandschuhe sind komplett geriffelt. Die Panzerhandschuhe sind als Fäustlinge ohne separate Finger hergestellt.

Die Tassetten sind vierfach geschoben und am unteren Brustpanzer, an den Bauchreifen flexibel befestigt. Auch diese sind geriffelt.

Die Oberschenkelröhren sind im Bereich der Knie nach vorn ausgetrieben um diese als Kniepanzer zu nutzen. Unterschenkelröhren und Eisenschuhe bilden eine Einheit, wobei die Unterschenkelröhren zweiteilig sind und zum Anziehen aufgeklappt und veriegelbar gearbeitet sind. Die Eisenschuhe sind im Bereich der Zehen verbreitert, was man als „Kuhmaul“, „Bärenfuß“ (franz. Pied d'ours) oder auch als „Entenfuß“ bezeichnet. Die Verbreiterung sollte dafür sorgen, das die gerüsteten Füße nicht so leicht aus den Steigbügeln glitten. Alle Teile des Beinzeugs sind ebenfalls geriffelt.

Die Rüstung hat folgende Maße:

- Höhe: 190 cm

- Breite: 75 cm

- Tiefe: 55 cm

Die Rüstung wird heute in den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien, in Schloß Ambras aufbewahrt[1].

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  Dieser Artikel wurde gemäß CC-BY-SA mit der kompletten Versionsgeschichte aus dem ehemaligen Waffentechnik-Wiki importiert.